Wim Wenders: „Der europäische Film ist die Geheimwaffe Europas“

Wim Wenders mit Petra Kammerevert im CULT-Ausschuss
Wim Wenders spricht im CULT-Ausschuss

Auf Vorschlag der SPD-Europaabgeordneten Petra KAMMEREVERT lud der Ausschuss für Kultur und Medien des Europäischen Parlaments Wim WENDERS, Filmemacher und Präsident der Europäischen Filmakademie, als Experten für eine Anhörung über den Kinofilm und europäische Identitäten ein.

WENDERS nutzte die Gelegenheit , um auf Defizite im Wissen um die Filmkunst hinzuweisen, was ihn vor allem bei jungen Menschen beunruhigt: "Für junge Menschen ist die Option des europäischen Kinos nicht vorhanden und das Kino in Europa ist ausgerichtet auf Erwachsene", so Wenders in seinem Statement. Um dieser Entwicklung abzuhelfen, rät er dringend dazu, Film- und Kinokompetenz nicht nur als "reines Zusatzprogramm" zu behandeln sondern es als festen Bestandteil in den Lehrplänen europäischer Schulen zu verankern. "Film wird zu sehr als kommerzielles Produkt und nicht als eine universelle Sprache angesehen, die gelehrt und gelernt werden kann", der Filmemacher WENDERS weiter. Zudem müsse Europa die "Geheimwaffe Film" besser nutzen um sein Image bei der europäischen Bevölkerung zu verbessern. Eindringlich wies er darauf hin, dass Menschen zunehmend in einer von Bildern geprägten Welt aufwüchsen und deshalb die Fähigkeit Bilder dekodieren zu können sich künftig als existenziell wichtig erweisen werde.

In der Diskussion wies Petra KAMMEREVERT darauf hin, dass es zur Herausbildung von Identitäten auch einer Massenattraktivität des europäischen Films bedürfe: "Dabei darf man nicht dem Missverständnis erliegen, dass Qualität und Massenattraktivität ein Widerspruch seien. Man kann qualitativ hochwertige Filme produzieren, die ein Massenpublikum begeistern. Dies haben europäische Filme in Vergangenheit deutlich bewiesen." Darüber hinaus sicherte sie Wim WENDERS zu, für eine Förderung der Filmkompetenz als Teil der Medienerziehung in Deutschland zu werben, wo immer sich ihr dafür die Gelegenheit böte.

WENDERS betonte außerdem, dass die Politik im Zusammenhang mit der Kinodigitalisierung darauf achten müsse, dass diese Digitalisierung der Verbesserung des Zugangs zu Filmen diene. "Durch die Digitalisierung sollen Filme einen besseren Zugang zum Publikum finden und keinen schlechteren, was ich allerdings befürchte, wenn sich nur große Kinos eine Digitalisierung erlauben können.", so Wim WENDERS.