
Brüssel. Die EU-Kommission möchte ein Ranking für Hochschulen einführen. Diese „Uni-Hitparade“ soll Studenten die Wahl des Studienortes erleichtern. Bei Bildungspolitikern und Experten trifft der Vorstoß auf ein gemischtes Echo.
Europäische Hochschulen sollen vergleichbarer werden – und zwar durch Ranglisten. Solche Hochschul-Hitparaden will die EU-Kommission einführen und so Studenten bei der Wahl der richtigen Hochschule helfen. Entsprechende Pläne stellt EU-Bildungskommissarin Androulla Vassiliou in Brüssel vor. Bei Bildungspolitikern und Experten trifft der Vorstoß auf ein gemischtes Echo.
Der Kölner Bildungsforscher Christoph Butterwegge hält generell wenig von derlei Ranglisten. Er sieht die Gefahr, dass Universitäten nur noch auf ihren Platz auf der Liste schielen. „Das läuft dann nach dem Motto: Was die Studenten in der Birne haben ist egal – Hauptsache, die Uni schneidet beim Test gut ab“, sagt Butterwegge. In ihrem Versuch, messbare Kriterien zu erfüllen, vernachlässigten die Universitäten womöglich die Förderung von Fähigkeiten wie dem kritischen Denken.
Schwerpunkt-orientierte Universität kaum vergleichbar
Wer eine objektive Bewertung der Hochschulen erwarte, werde ohnehin getäuscht: Schließlich sei schon die Auswahl der Messkriterien eine subjektive, vielleicht sogar politische Entscheidung. „Wer bestimmt schon, was Leistung ist?“, fragt sich Butterwegge. Auch die SPD-Europaabgeordnete Petra Kammerevert betrachtet den Hochschul-Vergleich mit Skepsis, „jedenfalls, wenn es um eine Liste geht, in der stehen soll, was die beste und die schlechteste Uni ist“. Natürlich unterschieden sich die Hochschulen qualitativ. Aber mit ihren ganz unterschiedlichen Schwerpunkten seien die europäischen Universitäten nicht vergleichbar.
Studenten hätten bereits Probleme, von einer Uni in die Nachbarstadt zu wechseln, weil beide Einrichtungen stark spezialisiert seien. Studenten einen Überblick zu den Eigenheiten von Lehre und Forschung der jeweiligen Hochschulen zu geben, hält sie deshalb für nötig. „Wenn man schon solche Schwerpunkte hat, dann wäre es sinnvoll, dazu auch einen guten Überblick zu liefern“ – aber nicht als Rangliste.
Hitlisten sollen Unis Anreiz zur Verbesserung bieten
Für knifflig hält auch Kammereverts CDU-Kollegin Sabine Verheyen den Uni-Vergleich. Schließlich gehe es darum, Generalisten mit breitem Fächerangebot mit privaten Jura- oder Wirtschaftshochschulen zu vergleichen. Gerade angesichts dieser Schwierigkeiten sei eine von der EU getragene und gut finanzierte Übersicht aber sinnvoll.
Bei den derzeit kursierenden Ranglisten hätten angehende Studenten keine Gewähr, dass nicht doch „Äpfel und Birnen miteinander verglichen werden“. Und den Unis selbst böten solche Hitparaden einen Anreiz, sich im internationalen Vergleich zu verbessern. Am Ende müsse ohnehin jeder Student für sich entscheiden, ob ihn etwa ein Super-Prof für den überfüllten Hörsaal entschädigen könne.
Quelle: DerWesten